Achtung: Sondermüll
Bereits im vergangenen Monat sind wir der Frage nachgegangen, ob die von Politik und Industrie propagierte Wärmedämmung tatsächlich hält, was sie so vollmundig verspricht. Die ökonomische Antwort darauf können Sie ganz bequem hier (Link: https://www.kroeckel-bau.de/waermedaemmung-vs-waermespeicherung/ ) nachlesen, einen besonders wichtigen Aspekt möchten wir an dieser Stelle allerdings noch einmal betonen: Wer sein Haus mit Wärmedämmverbundsystemen dämmt, umgibt sich buchstäblich mit giftigem Sondermüll.
Unter Handelsnamen wie Styropor, Steinopor und Airpop kursieren eine ganze Reihe von Dämmstoffen, die alle ein gewaltiges Problem gemeinsam haben: Sie sind leicht entflammbar. Um die Feuergefahr zu bannen, enthalten viele Dämmstoffe deshalb zusätzlich Hexabromcyclodecan (HBCD), eine Chemikalie, die Brände verhindert oder deren Ausbreitung zumindest verzögert. Das Problem: HBCD gilt laut Europäischer Chemikalienagentur als „besonders besorgniserregend“, weil es sich in der Natur anreichert und im Verdacht steht, fortpflanzungsschädigend zu sein.
Weil bei der Verbrennung von Dämmplatten, die mit HBCD belastet sind, obendrein noch das enorm potente Umweltgift Dioxin und ebenfalls stark giftige Furane entstehen, ist eine Entsorgung in herkömmlichen Müllverbrennungsanlagen nicht nur hochgradig gefährlich, sondern seit Herbst 2016 auch verboten. Dämmplatten mit mehr als 0,1 Prozent HBCD sind seitdem getrennt zu sammeln und als Sondermüll zu entsorgen, wie es die deutsche Abfallverzeichnisordnung vorsieht. Was direkt zum nächsten Problem führt.
Je nach Schätzung sollen bis zu einer Milliarde Quadratmeter Wärmedämmplatten an bundesdeutschen Fassaden kleben – was einer Fläche entspricht, die deutlich größer als das Stadtgebiet von Berlin ist. Bereits heute übersteigt die Zahl aller verbauten Dämmstoffsysteme damit die Kapazität sämtlicher deutscher Abfalldeponien. Zwar ist es mittlerweile möglich, durch einen speziellen Vorgang HBCD-Platten umweltverträglich zu verbrennen – die Kosten und der Aufwand für dieses Verfahren stehen allerdings in keinem Verhältnis zum Nutzen der Dämmsysteme. Die Produzenten von Dämmplatten interessieren sich für solche „Feinheiten“ freilich nicht: Die Entsorgung muss ja schließlich jemand anders zahlen…