Warum „Selbst ist der Mann“ teuer werden kann
320.000 Euro geben deutsche Bauherren im Schnitt aus, um ihren Traum vom Eigenheim zu verwirklichen. Für die meisten Menschen ist der Hausbau also die Investition ihres Lebens – da ist es nur zu verständlich, wenn händeringend nach Möglichkeiten gesucht wird, Kosten einzusparen. Eigenleistung lautet für viele dabei das Zauberwort: Wer selbst auf der Baustelle mit anpackt, muss weniger Handwerkerstunden bezahlen – je nach Berechnung kommen da schon mal 20.000 Euro an Kostenersparnis zusammen. Was aber auf den ersten Blick wie ein Geschäft wirkt, bei dem man nicht verlieren kann, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen oft genug als Milchmädchenrechnung.
Wer selbst auf dem Bau mitarbeiten möchte, sollte zunächst mal realistisch einschätzen, wo das überhaupt möglich ist: Maurerarbeiten, der Einbau von Fenstern sowie Heizungs-, Elektro- und Sanitäranlagen sollten Bauherren in jedem Fall den Profis überlassen – eine selbst verdrahtete Glühbirne macht aus einem Bürokaufmann schließlich noch lange keinen Elektriker. Dagegen können talentierte Laien diverse Malerarbeiten ausführen oder andere arbeitsintensive Arbeiten wie das Verlegen von Bodenbelägen oder Fliesen übernehmen.
Das klingt zunächst ganz gut, bringt aber gleich mehrere Probleme mit sich, von denen einige erst weit nach Bauende sichtbar werden, die dann aber umso schmerzhafter zuschlagen:
- Laien haben keine Routine bei der Beschaffung des benötigten Materials, was enorm zeitaufwändig und stressig sein kann. Obendrein bekommen sie im Vergleich zu Firmen keine oder kaum Rabatte bei Großhändlern.
- Fehlkäufe sind dank mangelnder Erfahrungswerte eher die Regel als die Ausnahme. Wer zu viel kauft, zahlt drauf; wer das falsche Produkt kauft, sowieso.
- Timing ist beim Hausbau entscheidend, die effiziente Koordinierung der beteiligten Gewerke unabdingbar. Laien sind kein Teil dieser perfekt geölten Maschinerie und können den Baufortschritt durch ihre Eigenleistung behindern. Und Zeit ist bekanntlich Geld.
Richtig brenzlig wird es allerdings, wenn der Bauherr aus Unwissenheit oder Unachtsamkeit Pfusch am Bau betreibt. Beispiel gefällig? Sie entscheiden sich, ihre Bodenbeläge selbst zu verlegen, teilen dem Estrichleger aber die falsche Höhe der gewünschten Fertigungshöhe mit. Die nicht unbedeutenden Mehrkosten für die Beseitigung der Mängel müssen Sie selbst stemmen, die Gewährleistung greift in diesem Fall nicht – und am Ende müssen Sie im schlimmsten Fall trotzdem damit leben, dass die Wohnräume nicht schwellenlos begangen werden können.
So romantisch also die Vorstellung ist, das neue Haus mit der eigenen Hände Arbeit hochzuziehen, so gefährlich ist sie auch. Wer den Profis trotzdem nicht das Feld überlassen möchte, sollte mit seinem Bauträger genauestens absprechen, welche Eigenleistung wann und wie genau übernommen wird. Seriöse Baupartner haben dazu entsprechende Vertragswerke parat, mit denen sich beide Seiten rechtlich absichern können.